In “Kirche- Ereignis und Institution” (1976) geht Ferdinand Klostermann der Frage nach,
wie die Kirche wieder zum Ereignis wird. “Es geht dabei um christliche Glaubenserfahrung, die auch wesentlich gemeindlich vermittelt wird, um das Problem der Herrschaft in der Kirche und um Machtmissbrauch. Klostermann tritt für eine radikal christliche Strukturreform der Kirche ein, für die Überwindung aller Formen der Herrschaft von Menschen über Menschen. Hierarchie im Sinne von “heiliger Herrschaft” entlarvt er als unbiblisch und unchristlich. Jesus hat mit allen “Herrschaften” aufgeräumt – Herr ist Gott, sonst niemand. Er beschließt seine Ausführungen wir folgt: “So können sie (die christlichen Kirchen) auch wieder mehr als jene Orte und Einrichtungen erkannt werden, die zu nichts anderem da sind, als dass sich in ihnen, nicht allein, aber doch in einer besonderen Weise, Glaube ereignet, das heißt: die Erfahrung der Dimension jenes Geheimnisses, das wir Gott nennen.” Die wachsende Kirche von morgen weiß, dass man in einer Situation des himmelschreienden Unrechts die Botschaft Jesu nicht glaubwürdig verkünden kann, solange man diesem Unrecht gleichgültig gegenübersteht, solange man nicht das Wort und unter Umständen auch die Hand gegen dieses Unrecht erhebt und alles Mögliche gegen seine Beseitigung unternimmt. Sie baut darum auf einer “Theologie der Befreiung” auf … Dagegen ist die traditionelle Kirche … streng hierarchisch und autoritär, institutionalistisch und traditionalistisch von der Vergangenheit bestimmt und auf sie ausgerichtet.” Ferdinand Klostermann in: Freie Kirche (1977).
Aus Alfred Kirchmayr: Ein Nachruf auf einen prophetischen Zeitgenossen (1982)
Ferdinand Klostermann hat tausende Seiten Notizen zu Themen wie Laienapostolat, Frau in der Kirche, Zölibat, … und vor allem Ökumene hinterlassen. Sein Nachlass ist nicht auffindbar. Wenn jemand Hinweise hat, sind wir dafür dankbar! (Alfred Kirchmayr und Karl Immervoll)