Newsletter 26. Oktober 2022 – Nationalfeiertag

Plattform der pensionierten Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten der Diözese St. Pölten „Auf Augenhöhe: den Synodalen Weg gehen“ –  https://aufaugenhoehe.synodal.at

Zu Beginn ein spiritueller Text von Franz von Assisi:

Alle Geschöpfe der Erde fühle wie wir,
alle Geschöpfe der Welt streben nach Glück wie wir.
Alle Geschöpfe der Welt lieben, leiden und sterben wie wir,
also sind sie gleichgestellte Werke,
des allmächtigen Schöpfers - unsere Geschwister.

Heiliger Franz von Assisi

+ Neues von der Gruppe der pensionierten PastoralassistentInnen der Diözese St. Pölten

Beim Treffen am 12. Oktober in Gars am Kamp hat Mag. Friedl Kaltenbrunner die Koordination von Stefan Mayerhofer übernommen. Neben den Gesprächen im Pfarrzentrum waren wir zum Mittagsgebet in der Bründlkapelle Kamegg, Mittagessen in Rosenburg und beim Künstler und Gitarrenbauer Savio in Zitterndorf.

Das nächste Treffen ist am 1. Juni 2023 im Pfarrzentrum St. Pölten-Stattersdorf.

+ Synodaler Weg

Papst Franziskus will den weltweiten synodalen Prozess der katholischen Kirche um ein Jahr verlängern. Beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz kündigte das Kirchenoberhaupt überraschend an, die Weltbischofssynode solle im Oktober 2023 und außerdem im Oktober 2024 über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses beraten.
Ursprünglich sollte der 2021 begonnene weltweite synodale Prozess im Oktober 2023 mit einer vierwöchigen Weltbischofssynode in Rom enden. Thema der Beratungen ist die Synodalität der Kirche. Dabei geht es um neue Wege der Teilhabe und der Mitbestimmung an kirchlichen Beratungs- und Entscheidungsprozessen.
Mit der Ausweitung des synodalen Prozesses reagiert der Papst auf konservative wie auf fortschrittliche Kritiker. So schien etwa die liberale Mehrheit des Synodalen Wegs in Deutschland bislang mit der Weltsynode zu fremdeln. Sie galt als reine Bischofsveranstaltung, die Mitwirkungsmöglichkeiten der Basis beschränkten sich bislang auf das Beantworten von Fragebögen. Und in konservativen Kreisen war zu hören, der Papst setze mit der Synode viel aufs Spiel, denn die Versammlung im kommenden Oktober sei in ihrer Dynamik unberechenbar, Manipulationen seien zu befürchten.
Theologin Polak begrüßt Verlängerung der katholischen Weltsynode
Die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak begrüßt die von Papst Franziskus angekündigte Verlängerung der Weltsynode der katholischen Kirche. Bei dem synodalen Prozess gehe es nicht nur um Reformthemen, sondern in erster Linie um eine Haltungsänderung in der Kirche – und die brauche Zeit, erklärte die Theologin im Interview mit Radio Vatikan und „Vatican News”.

Synodensekretariat in Rom:

https://www.synodresources.org  https://www.synod.va/it.html

Die Überraschungen blieben nicht aus. Wir erinnern uns daran, wie Papst Franziskus am 16. Oktober am Ende des sonntäglichen Angelus ankündigte, dass die 16. ordentliche Versammlung der Bischofssynode in zwei Sitzungen stattfinden wird: die erste vom 4. bis 29. Oktober 2023, die zweite im Oktober 2024. Diese Verlängerung des synodalen Weges soll – wie Papst Franziskus sagte – eine Gelegenheit sein, “das Verständnis der Synodalität als konstitutive Dimension der Kirche zu fördern und allen zu helfen, sie in einem Weg von Brüdern und Schwestern zu leben, die die Freude des Evangeliums bezeugen”.

+ II. Vatikanisches Konzil

60 Jahre – Als die Kirche die Moderne probte

Die katholische Kirche beging am 11. Oktober den 60. Jahrestag der Eröffnung des zweiten Vatikanischen Konzils. Es läutete einen Modernisierungsprozess in der katholischen Kirche ein, der bis heute nicht abgeschlossen ist.

Unter dem Stichwort „Aggiornamento“ (etwa: an die Gegenwart anpassen) gingen die Bischöfe des Konzils daran, die Kirche ins 20. Jahrhundert zu begleiten. Von Oktober 1962 bis Dezember 1965 ging es darum, die katholische Kirche in die Moderne zu führen. Schon in Zahlen erzählt war das auch als II. Vaticanum bezeichnete Treffen von Bischöfen aus aller Welt ein Großereignis nie gekannten Ausmaßes.

KAP/dpa/religion.ORF.at

Vor 60 Jahren: Zweites Vatikanisches Konzil

Vor genau sechzig Jahren begann in Rom das Zweite Vatikanische Konzil – das herausragendste Ereignis der katholischen Weltkirche im 20. Jahrhundert. Wir werfen einen Blick zurück, mit historischen Audio-Aufnahmen aus unserem Radio-Vatikan-Archiv.

09/10/2022
https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2022-10/zweites-vatikanisches-konzil-johannes-xxiii-eroeffnung-kirche.html

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

11. Oktober 1962: „Winds of Change“ im Vatikan. Der Petersdom hat sich in eine überdimensionale Konferenzaula verwandelt, Radio- und Fernsehstationen aus aller Welt berichten. „Es war ein glanzvoller Tag“, so erinnert sich ein Teilnehmer, der heutige emeritierte Papst Benedikt XVI., Jahrzehnte später. Joseph Ratzinger ist an diesem 11. Oktober als Peritus, als theologischer Berater, dabei; er lässt sich beeindrucken vom „feierlichen Einzug von über 2.000 Konzilsvätern in die Basilika“, findet dann aber die Auftakt-Veranstaltung im Dom etwas zu langatmig.

„Ehrwürdige Brüder!“ So begrüßt Johannes XXIII. die Anwesenden auf Latein. „Es jubelt die Mutter Kirche, weil durch besondere Gnade der göttlichen Vorsehung dieser hochersehnte Tag angebrochen ist, an dem hier am Grabe des hl. Petrus unter dem Schutz der jungfräulichen Gottesmutter … das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil seinen Anfang nimmt.“

Ein Konzil ohne Vorbild

Er, Johannes, hat dieses Konzil gewollt, hat es einige Jahre zuvor, im Januar 1959, zur allgemeinen Überraschung angekündigt. Es ist das 21. Konzil – und dennoch ohne Vorbild. Denn die bisherigen Konzilien haben, angefangen mit der Versammlung von Nizäa im Jahr 325, Lehrsätze formuliert, Irrtümer verurteilt. Johannes‘ Konzil hingegen soll ein Pastoralkonzil sein, soll auf die Ängste und Hoffnungen der Menschen von heute hören, soll den Glauben in zeitgemäßer Sprache darlegen und auf die getrennten christlichen Geschwister zugehen. Als brüderliche Delegierte ziehen mehrere Dutzend Gäste aus anderen christlichen Kirchen an diesem 11. Oktober mit in den Petersdom ein.

„Aggiornamento – Verheutigung“

„Die Welt braucht Christus – und es ist Auftrag der Kirche, Christus der Welt zu bringen.“ So hat es der Roncalli-Papst in einer Radio-Botschaft einen Monat vor Konzilsbeginn formuliert. „Aber die Welt hat ihre Probleme, für die sie voller Beklemmung nach Lösungen sucht. Und natürlich kann die sorgenvolle Suche nach einer Lösung dieser Probleme ein Hindernis darstellen für die Verbreitung der Wahrheit und der heiligenden Gnade.“ Darum will Johannes XXIII. jetzt in einen Dialog mit der Welt eintreten. Und dazu will er die Kirche auf Augenhöhe bringen: „aggiornamento“ heißt das Zauberwort, „Verheutigung“. Die Wahrheit soll nicht geändert, aber sie soll für die heutige Zeit auf andere Weise verkündet werden.

„Dies war ein Augenblick einer außerordentlichen Erwartung“

„Dies war ein Augenblick einer außerordentlichen Erwartung“, kommentiert Jahrzehnte später Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. „Großes musste geschehen… Das Christentum, das die westliche Welt gebaut und geformt hatte, schien immer mehr seine prägende Kraft zu verlieren… Das Empfinden für diesen Gegenwartsverlust des Christentums und für die Aufgabe, die daraus folgte, war sehr genau zusammengefasst in dem Wort ‚aggiornamento‘. Das Christentum muss im Heute stehen, um Zukunft formen zu können. Dies war zugleich die Größe und die Schwierigkeit der Aufgabe, vor der die Kirchenversammlung stand.“

„In demütiger Weise will der Nachfolger von Petrus und Paulus sich an alle seine Kinder in jedem Land wenden, in Orient und Okzident, in jedem Ritus, jeder Sprache… Ein einziger Chor erhebt sich mächtig, harmonisch, durchdringend: Lumen Christi, Deo gratias. Dieses Licht leuchtet und wird in Ewigkeit leuchten: das Licht Christi, die Kirche Christi, das Licht der Völker (lumen gentium).“ „Lumen gentium“ wird später zum Titel eines der wichtigsten Texte des Zweiten Vatikanums werden.

Auffallend optimistischer Ton

Aber so weit sind wir noch nicht. Jetzt ist der 11. Oktober 1962 da; die Bischöfe sind in einer langen Prozession in den Petersdom eingezogen, und Papst Johannes erklärt, was ihn zur Einberufung dieser ehrwürdigen Versammlung bewogen hat. „Erleuchtet vom Licht des Konzils, so vertrauen Wir fest, wird die Kirche an geistlichen Gütern zunehmen und, mit neuen Kräften gestärkt, unerschrocken in die Zukunft schauen.“ Es ist ein auffallend optimistischer Ton, den der greise Papst anschlägt. Kein Gejammer darüber, dass die Welt nicht so ist wie sie sein sollte. Stattdessen Signale zum Aufbruch und eine ausdrückliche Absage an Unglückspropheten.

„Wir aber sind völlig anderer Meinung als diese Unglückspropheten“

„In der täglichen Ausübung Unseres apostolischen Hirtenamtes geschieht es oft, dass bisweilen Stimmen solcher Personen unser Ohr betrüben, die zwar von religiösem Eifer brennen, aber nicht genügend Sinn für die rechte Beurteilung der Dinge noch ein kluges Urteil walten lassen. Sie meinen nämlich, in den heutigen Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft nur Untergang und Unheil zu erkennen. Sie reden unablässig davon, dass unsere Zeit im Vergleich zur Vergangenheit dauernd zum Schlechteren abgeglitten sei… Wir aber sind völlig anderer Meinung als diese Unglückspropheten, die immer das Unheil voraussagen, als ob die Welt vor dem Untergange stünde. In der gegenwärtigen Entwicklung der menschlichen Ereignisse, durch welche die Menschheit in eine neue Ordnung einzutreten scheint, muss man viel eher einen verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung anerkennen. Dieser verfolgt mit dem Ablauf der Zeiten, durch die Werke der Menschen und meist über ihre Erwartungen hinaus sein eigenes Ziel, und alles, auch die entgegengesetzten menschlichen Interessen, lenkt er weise zum Heil der Kirche.“

„Noch ist es wie Morgenröte…“

Im Rückblick kann einem der Elan, mit dem der Papst ein neues Pfingsten heraufziehen sieht, zu Herzen gehen. Johannes XXIII. hat in diesem Moment keine acht Monate mehr zu leben. „Mit dem beginnenden Konzil hebt in der Kirche ein Tag strahlenden Lichtes an. Noch ist es wie Morgenröte, und schon berühren die Strahlen der aufgehenden Sonne Unser Herz.“

Am Ende der Feier in St. Peter wird die erste Arbeitssitzung für nächsten Samstag, den 13. Oktober, angekündigt. Keiner ahnt in diesem Augenblick, dass es an diesem Samstag eine Art Aufstand der Konzilsväter gegen die von der Kurie vorbereiteten Texte geben wird. Und dass das Konzil nicht nur ein paar Monate dauern wird, sondern mehr als drei Jahre. Aber das ist eine andere Geschichte…

(vatican news)

Wir werden sie/euch weiterhin in regelmäßigen Abständen die Neuigkeiten auf unserer Homepage informieren und ersuchen sie/euch uns mit konstruktiver Kritik zu unterstützen und somit ins Gespräch zu kommen.


In dankbarer Verbundenheit und gesegnete Zeit

für das Team – Stefan Mayerhofer – https://aufaugenhoehe.synodal.atinfo@synodal.at