Teilhabe

Räume der Kirchen könnten Räume des Ausruhens sein….

„Die Kirche Gottes ist zu einer Synode zusammengerufen.“ So beginnt das Infopaket der Diözese St. Pölten. Die erste Phase war der Gemeinschaft gewidmet und endet mit dem Ende der Weihnachtszeit. Die Einladung von Bischof Schwarz – so in seinem Brief – ergeht an alle, wer immer damit gemeint und sich angesprochen fühlt.

Papst Franziskus hat die Synode ausgerufen, die österreichischen Bischöfe haben in der Folge dazu eingeladen und den Etappenplan vorgelegt. Nun hat Bischof Schwarz einen Brief an die Schwestern und Brüder geschickt, als Ermutigung sich einzubringen. (Kirche Bunt 2/2022)

Er fügt die Bitte an, ihn am Sonntag 9. Jänner in den Gottesdiensten vorzulesen. Dabei geht es wohl auch darum den Menschen nahezukommen, damit sie das Evangelium, die Botschaft eines Jesus von Nazareth, erspüren können.
Doch wie kann das sein? Es ist ja nicht nur der menschenfreundliche Jesus. In den Evangelien ist von schwerer Nachfolge die Rede, vom Kreuz, das auf sich genommen werden soll, von Gericht, aber auch von Heilungen und Ermutigungen. Die Nähe Gottes ist eine Herausforderung. Wer sich damit befasst kommt eher ins Stammeln und Stottern, hadert vielleicht mit Hiob über das eigene Schicksal oder kämpft wie Jakob mit seinem Engel. Sind wir innerhalb der Kirche aber nicht schnell zur Stelle die Menschen zu belehren? Hören wir genügend zu? Oder wissen wir es gar besser!? Und dann gibt es jene, die belehrt werden, in Predigten, Gesprächen, Hirtenbriefen. Aber genau von denen wird nun erwartet, dass sie am Vorgang der Synode teilhaben.

Teilhabe ist die nächste Etappe, vom 9. Jänner bis zur Osternacht. Aber das kann nicht geschehen mit einem „die da oben und jene dort unten“! Letztere lassen sich das längst nicht mehr gefallen, sie wollen mitreden. Das ist in der katholischen Kirche aber nicht so einfach. Die Teilhabe der „Laien“, wenn sie von oben gewollt, ist immer nur eine beschränkte, weil beauftragte. Dann gibt da noch das einfache Gottesvolk. Und weil das Weihe-Amt so wichtig und die Priester weniger, werden die Seelsorgeräume immer größer. Personal in der Pastoral wird nicht entsprechend angestellt, es herrscht der Sparstift aus Sorge vor weniger werdenden Kirchenbeiträgen. Also zieht sich die Kirche immer weiter zurück und wird nicht mehr antreffbar. Zwar wird um Priesterberufungen gebetet – hierfür wäre doch wohl das Geld vorhanden, warum also nicht auch für Frauen und Männer, für Schwestern und Brüder?

Die Kirche sagt, dass es ihr um den Menschen geht. Es ist fraglich, ob sie damit noch glaubwürdig überzeugen kann. Zu viele Menschen hat sie enttäuscht, haben ihr den Rücken zugedreht, sind gegangen. Der Bischof sagt: „Niemand darf ausgegrenzt werden. Wenn dies dennoch geschehen ist, dann gilt es diesen Menschen nachzugehen, sie wieder hereinzuholen und ihnen einen guten Platz einzuräumen.“ Also, aber wäre dazu nicht Bescheidenheit angebracht in dem wir uns auf den Weg begeben, hinaus aus unseren Mauern, um der Anderen, dem Anderen, jene, die wir antreffen, zu sagen: Wir wissen auch nicht so recht, aber gehen wir zusammen (συνοδεύω = synodeúo). Finden wir gemeinsam heraus, was diese Zeit braucht: Angesichts der Pandemie, der Umweltprobleme, der Vereinsamung von Menschen, der vielen Streitigkeiten zwischen Menschen und Nationen, schauen wir gemeinsam. Die Räume der Kirchen könnten Räume des Ausruhens sein, gemeinsame Feiern (in angemessener Sprache) Kraftquellen. Niemand wird ausgeschlossen. Aber gehen wir hin, begegnen wir einander, hören wir, reden wir! Sagt nicht auch Gott zu Ezechiel: „Stell dich auf deine Füße, ich will mit dir reden!“(Ez 2,1) Und Andrea Schwarz fügt hinzu: „… und dann reicht er mir sogar noch die Hand zum Aufstehen und wischt zärtlich den Dreck von meinen Knien.“ (aus: Ich mag Gänseblümchen)

Karl A. Immervoll