Die Wirren der letzten Tage rund um Lockdown und Impfpflicht zeigen es deutlich: Weggemeinschaft kann nicht verordnet und Einsicht nicht erzwungen werden.
Nur zu gut kann das auch auf unser Thema umgelegt werden: es braucht Beispiel und Authentizität, um die Sehnsucht danach zu wecken und zu fördern.
Doch wo ist etwas von Motivationsschüben zu spüren, kann es in Zeiten wie diesen Motivation überhaupt gelingen? Auch ich frage mich, wo können sich Menschen einbringen, die nicht einmal wissen, ob dies von ihnen gewünscht ist. Die Internetseite „aufsendung.at“ ist kaum bekannt und spricht bis jetzt lediglich Insider an.
Ich kenne viele Menschen, nicht wenige davon sind kirchlich engagiert. Wenn ich das Thema „synodaler Weg“ anschneide, sind oft ratlose Blicke die Reaktion. „Was hat das mit uns zu tun? Das tue ich mir doch gar nicht an. Hat ja gar keinen Sinn!“ Oder: “wir sind eh schon so beschäftigt mit Corona – bitte nicht das auch noch!“ Oder (noch schlimmer): davon hab ich noch nie was gehört.“
Zugegeben: es kostet Mühe, dran zu bleiben!
Der vorige Beitrag war überschrieben mit „Raus aus der Blase“. Dem kann ich mich nur anschließen.
Gemeinschaft kann nicht entstehen, solange wir in diesen Kategorien denken: hier wir Christen/ hier wir Kirchentreue – und dort die „anderen“, wer immer auch darunter verstanden wird.
So gutgemeint auch das Wort von der „Suche nach denen, die uns und das Evangelium brauchen“ sein mag, ich glaube nicht, dass wir nur darauf schauen sollten, wer und welche Bereiche uns „brauchen“.
Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass auch wir „die anderen“ brauchen – jene, die ihren Weg nicht mit der Kirche gehen, jene, die ihren Sinn woanders gefunden haben, jene, die so ganz anders leben als wir, jene, die benachteiligt und ausgegrenzt sind. Wir könnten so viel voneinander lernen.
Das ist für mich Wert-Schätzung! Das ermöglicht Umgang miteinander auf Augenhöhe und bewahrt vor Überheblichkeit.
Ich weiß aus langjähriger Erfahrung – und ich sage es in der Hoffnung, nicht falsch verstanden zu werden: ich habe so viel von „Andersdenkenden“ gelernt, – und das hat meinen Weg ungemein bereichert. Auch in und mit dieser Kirche, in der scheinbar viel Angst vor dem Blick über den Tellerrand hinaus kursiert.
„Es hat mir immer sehr fern gelegen zu denken, dass Gottes Barmherzigkeit sich an die Grenzen der sichtbaren Kirche binde…. (Edith Stein, 1938)“
Dieses Zitat zeigt eine Weite des Denkens, die ich mir erträume für uns. Gleichzeitig soll es mich aber nicht hindern, mich in dieser Kirche einzubringen. Auch wenn derzeit die Ratlosigkeit Oberhand hat.
Eva Wagensommerer