Newsletter 21. September 2022 – Matthäus – Apostel und Evangelist

Plattform der pensionierten Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten der Diözese St. Pölten
„Auf Augenhöhe: den Synodalen Weg gehen“ –  https://aufaugenhoehe.synodal.at

Zu Beginn ein spiritueller Text von Karl A. Immervoll als Antwort zum Buch von Andreas Sturm „Ich muss raus aus dieser Kirche – weil ich Mensch bleiben will“:

Kirche

Ich trete
nicht aus.

Ich bin
weiterhin da
und mitunter lästig.
Außerdem frage ich mich:
Wenn
es diese Kirche nicht gibt  
mit all ihren Unzulänglichkeiten
was bleibt dann?

Martin Walser 
ein Agnostiker
sagt mit Nietzsche:
Man kann nicht einfach sagen
 “Gott ist tot”.
Man muss dann schon sagen
was nun?!

+ Ergänzung zum Synodalen Weg in der Diözese St. Pölten

Nachdem wir die Synthese der Bischofskonferenz (www.bischofskonferenz.at bzw. www.kathpress.at) im letzten Artikel schon vorgestellt haben, dazu eine Ergänzung zum synodalen Weg in der Diözese St. Pölten. Die Synthese der Diözese St. Pölten wurde laut Information der Bischofskonferenz erst zu Sommerbeginn übersandt und konnte dort erst vor einer Woche nachlesbar sein. Laut Anfrageantwort von Andreas Steinmetz „wurde sie auf www.aufsendung.at mit Stichtag 10. April unter dem Beitrag Fragebogen der Phase II veröffentlicht. Diese Synthese wird Relevanz auch für die Zukunft haben.“
Jede/r kann sich dazu seine eigenen Gedanken machen.

+ KathPress – In St. Pölten wurde in den vergangenen Jahren als Hochschul- und Universitätsstandort stark ausgebaut, eine Seelsorge, für die nun insgesamt rund 5.000 Studierenden, gab es aber noch nicht. Das ändert sich mit dem Studienjahr 2022/23: Per 1. September hat die Diözese St. Pölten erstmals einen Priester für diese Gruppe in Niederösterreichs Landeshauptstadt bestellt, zudem wurden fünf junge Menschen als Mitstreiter bereits gefunden. Das neue Team stellt sich für die Tätigkeit zwischen der FH St. Pölten, der New Design University, der Bertha-von-Suttner-Universität und den Studierendenheimen auf “viel Pionierarbeit” ein, erklärte St. Pöltens erster “Studentenpfarrer” P. Martin Mayerhofer (48) der Nachrichtenagentur Kathpress.

+ Erlesenes

Internet-Kirchenzeitung JA von Pater Udo Fischer
+ 40 Jahre Emmausgemeinschaft St. Pölten
+ Anzeige gegen Kardinal Woelki

– „Das Schweigen der Bischöfe“ – Die Amtsträger der deutschen Kirche aktivierten mit der unangekündigten Ablehnung eines Reformtextes alte Machtstrukturen. Ein Eklat, der zu einer Aufbruchstimmung bei der vierten Plenarversammlung des Synodalen Weges in Deutschland führte. Ein Stillstand der bewegt. Das sind nicht meine Worte, sondern jene des Theologen Gregor Maria Hoff in einem hoch interessanten Artikel in der Furche (Nr. 37/2022, 15. September, Seite 10). Dazu passend auch der Artikel auf feinschwarz.net.

– Gedanken auf https://www.feinschwarz.net
Ein Kommentar zur 4. Synodalversammlung in Deutschland von den Pastoralreferent*innen Esther Göbel und Konstantin Bischoff, Mitglieder der Synodalversammlung.

Auf der vierten Synodalversammlung sind unmögliche Dinge geschehen:
das Scheitern eines profunden Textes zur Reform kirchlicher Sexualethik an der Sperrminorität weniger Bischöfe zum Beispiel, mit dem im Vorfeld nicht zu rechnen war. Da ist die Tatsache, dass queere Mitglieder die Versammlung verlassen, weil sie immer noch öffentlich in der Sitzung durch Wortwahl und Inhalte von Statements diskriminiert werden. Unmöglich — wenn auch ungleich unwichtiger — dass die nicht-bischöflichen Mitglieder permanent warten müssen, bis sich die Bischöfe untereinander abgestimmt haben, weil sie dazu vorher offenbar nicht in der Lage waren. Und unmöglich auch, dass das Präsidium ohne Rücksprache mit der gesamten Versammlung entscheidet, welche Texte aus Zeitgründen nicht behandelt werden, was verständlicherweise auf Widerspruch stößt und eine Reihe von Anträgen zur Geschäftsordnung zur Folge hat — was wiederum kostbare Verhandlungszeit kostet. Und da wäre noch manches zu nennen. Unmöglich in einem zweiten Sinne scheint aber auch noch anderes. Wir wollen hier als Delegierte der Pastoralreferent*innen und Mitglieder der Synodalversammlung benennen, welche Konfliktlinien sich aus unserer Sicht unter der Oberfläche verbergen, sprich: hinter den verhandelten Texten zum Vorschein kommen. Denn diese Konfliktlinien beruhen auf scheinbar denkerischen Unmöglichkeiten.

Es wäre gut und not-wendend, könnten unsere KollegInnen in Österreich auch so offen und frei über ihr Denken und den synodalen Weg reden.

– Wie sehr Bücher im Positiven wie im Negativen anregen, aber auch verstören können, zeigt das Buch von Generalvikar Andreas Sturm, Bistum Speyer: „Ich muss raus aus dieser Kirche – weil ich Mensch bleiben will“. Erschienen im Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2022. Das Buch ist keine Abrechnung, aber eine schonungslose Bilanz und ein Eingeständnis von Scheitern, auch persönlichem. Es ist zu hoffen, dass auch in Österreich die Verantwortlichen in den einzelnen Diözesen darüber nachdenken.

Schließlich war am 17. September auf noe.ORF.at zu 100 Jahre NÖ auch ein langer Artikel über die Kirche zu lesen: „Im März 1995 ist der Wiener Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groer des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden. Die Affäre stürzte die römisch-katholische Kirche in Österreich in die schwerste Krise seit 1945. Ausgangspunkt war eine mediale „Kriegslist“.

Wir sind Kirche – www.wir-sind-kirche.at

HERZLICHE EINLADUNG ZUR KIRCHENVOLKS-KONFERENZ 2022
Samstag, 8. Oktober 2022 ab 9:00, ÖJAB Hauses Johannesgasse 8, 1010 Wien

Eine wirkliche Kirchenreform ist nicht möglich…ohne Grundrechte für alle in der Kirche, ohne eine Beteiligung aller an den Entscheidungen, ohne Kontrolle derer, denen (Voll-)Macht übertragen ist, ohne Gewaltenteilung, also die Trennung zwischen Gerichtsbarkeit, Regierung und Vertretung des Volkes wie in demokratischen Gesellschaften, ohne Verpflichtung der Kirchenleitung zu Transparenz und Rechenschaft über Entscheidungen gegenüber dem Kirchenvolk, ohne alles das und einiges mehr bleiben auch Ergebnisse von „Synodalen Wegen oder Vorgängen“ auf den „good-will“ des Papstes und der Bischöfe angewiesen und unverbindlich.

Immer wieder auch lesenswert:

+ derBlog von Dr. Georg Plank office@pastoralinnovation.orgwww.pastoralinnovation.at und

+ Prof. Paul M. Zulehner, (www.zulehner.org)
Eine epochale Reformchance – Die interkontinentale Umfrage zur Synodalität in der katholischen Kirche ist veröffentlicht. Hier können Sie das Buch über meinen Büchershop bei Herder Wien bestellen.
Paul Zulehner, Peter Neuner und Anna Hennersperger – Band “Synodalisierung. Eine Zerreißprobe für die katholische Weltkirche? Expertinnen und Experten aus aller Welt beziehen Stellung” (Grünewald 2022) – siehe KathPress vom 21. September.

– Theocare Network

https://theocare.wordpress.com/2022/09/12/wie-betrifft-religion-schule-uberlegungen-zum-beginn-des-schuljahres/#more-1148 Zu Beginn des neuen Schuljahres fragen Andrea Lehner-Hartmann, Karin Peter und Helena Stockinger, wie Religion eigentlich Schule betrifft und welche Möglichkeiten sie sehen, Religion produktiv im Schulleben thematisieren.

Interessant dazu ist, den Artikel des Schulamtsleiters der Diözese St. Pölten, MMMag. Dr. Benedikt J. Michal, in der St. Pöltner Kirchenzeitung „Kirche Bunt“ (36/2022, Seite 6-7) zu lesen.

Wir werden sie/euch weiterhin in regelmäßigen Abständen   die Neuigkeiten auf unserer Homepage informieren und ersuchen sie/euch uns mit konstruktiver Kritik zu unterstützen und somit ins Gespräch zu kommen.

In dankbarer Verbundenheit und eine gesegnete Zeit des Herbstes
für das Team – Stefan Mayerhofer –
https://aufaugenhoehe.synodal.atinfo@synodal.at