Unterbrechungen

Unterbrechungen sind in unserem Leben oft lebensnotwendig. Unterbrechungen in einer Welt der großen Konflikte könnten zu Gesprächen und neuen Chancen führen. In der Familie, in den Gemeinschaften wo wir leben, in der Politik unseres Landes und weltweit, in den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und in Israel und nicht zuletzt in der Kirche. Trotz synodalem Weg gibt es im Vatikan und somit der Weltkirche, aber auch in unserer kleinen Österreichischen Kirche mit der Diözese St. Pölten spaltendes Konfliktpotential, obwohl jede und jeder sich auf Gott und Christus beruft. So einen Konflikt haben sie wahrscheinlich schon auf unserer Homepage in einem Kommentar gelesen.

+ Religion, Kunst, Protest – Versuch einer Kontextualisierung der Ereignisse rund um die Zerstörung der Linzer Marienskulptur

Jakob Deibl – Assoz-Prof. DDr. Jakob Helmut Deibl lehrt Theologie mit Schwerpunkt “Religion und Ästhetik” an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien und ist wissenschaftlicher Manager des Forschungszentrums RaT.

Die Ereignisse rund um die Zerstörung der Skulptur „Crowning“ der Künstlerin Esther Strauß haben österreichweit und darüber hinaus hohe Wellen geschlagen. Der erschreckend frauenfeindliche Vandalismus – die Skulptur wurde drei Tage nach Ausstellungseröffnung von einem bislang unbekannten Täter geköpft, der Kopf gestohlen – wirft viele Fragen auf. Katharina Limacher und Jakob Deibl gehen einigen dieser Fragen nach.

Die Skulptur, um die es geht, trägt den Titel „Crowning“ (Krönung) und enthält damit einerseits eine Anspielung auf die Krönung der heiligen Maria, andererseits auf einen spezifischen Moment des menschlichen Geburtsvorgangs. Sie zeigt eine gebärende Maria, mit gespreizten Beinen auf einem Felsen sitzend, im Moment des Geburtsvorgangs, in dem das Köpfchen des Kindes bereits sichtbar, aber noch fest vom Körper der Gebärenden umschlossen ist. Ausgestellt wurde die Figur im Rahmen des Projektes „DonnaStage“, einem Format, das sich anlässlich des 100-jährigen Weihejubiläums des Mariendoms in Linz in Form von Installationen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen explizit mit Frauenrollen, Familienbildern und Geschlechtergerechtigkeit befasst.

In der Furche Nr. 28 vom 11. Juli sind auch die theologischen Reflexionen von Maria Katharina Moser – evangelische Pfarrerin und Diakonie-Direktorin – zu lesen:
„Gott kommt wie jeder Mensch zur Welt, mit allem, was dazugehört: Schleim und Blut, den Schmerzen und Schreien einer Frau.“
„Die Kraft seiner theologischen Botschaft kann der Vandalenakt dem Kunstwerk nicht nehmen.“

KathPress 170, 11. Juli 2024 Glettler: Kopfabsägen bei Marienstatue durch nichts zu rechtfertigen
Innsbrucker Bischof in “Die Furche”: Zerstörung der Marienfigur lässt “auf bösartige Energie schließen, die bedrohlich wirkt” und ist Ausdruck von “Diskursunfähigkeit”

+ Bischof Kräutler zum 85er: Barrieren für Synodalität überwinden

Brasilianisch-österreichischer Bischof gegenüber “Kathpress”: Kirche braucht mehr Teilhabe und Geschlechtergerechtigkeit, soll Frauen Weihegnade nicht länger verweigern – Kritik am jüngsten Synoden-Arbeitspapier

Feldkirch, 11.07.2024 (KAP) Vom Gegensteuern angesichts zunehmenden Klerikalismus bis zur Sicherung einer “Weihegnade für Frauen”: “Amazonas-Bischof” Erwin Kräutler feiert am Freitag (12. Juli) seinen 85. Geburtstag und ist in seinen Forderungen nach Reformen in der Kirche nicht leise geworden. Antworten auf “besonders schwerwiegende Barrieren für eine synodale Kirche” seien dringend nötig, so der aus Vorarlberg stammende, in seiner Wahlheimat “Dom Erwin” genannte Menschenrechtsaktivist und Ordens-mann der Missionare vom Kostbaren Blut in einem Schreiben an Kathpress zu diesem Anlass.

An seiner schon seit Jahrzehnten geäußerten Kritik am streng hierarchisch gegliederten System der katholischen Kirche hält Kräutler weiter fest. Es würde einem allgemeinen Priestertum aller Christinnen und Christen entgegenstehen, so der Jubilar. “Zugehörigkeit benötigt Zugehörig-keitsrecht”, was bei von Frauen Geschlechtergerechtigkeit bedeute. Folglich “darf Frauen die Weihegnade nicht länger verweigert werden”, mahnte der emeritierte Bischof.

Kräutler war von 1981 bis 2015 Oberhirte von Altamira-Xingu, der mit 350.000 Quadratkilo-metern damals flächenmäßig größten Diözese Brasiliens. Es sei dort hauptsächlich Frauen zu verdanken, die seit Jahrzehnten “in den Städten und im Busch als Gemeindeleiterinnen, Katechetinnen und Religionslehrerinnen wirken”, dass die Kirche in Amazonien “überhaupt lebt”, so Kräutler.

Die Teilhabe an der Kirche bezeichnete der emeritierte Bischof als “Recht eines jeden Christenmenschen”; damit gemeint sei, Verantwortung übernehmen zu dürfen. Dennoch tue sich die katholische Kirche mit der Betonung des allgemeinen Priestertums “verdammt schwer”, schrieb Kräutler. Als Grund sah er einen “von uns längst verschollen geglaubten Klerikalismus”, der sich “aktuell wieder aus den Truhen vergangener Jahrhunderte erhebt”. Einen solchen Trend in Richtung “althergebrachte Autorität” sehe er als gefährlich, da diese “Autorität” von Priestern und Bischöfen nicht über das Volk definiert sei. Richtig wäre jedoch das Gegenteil: “Wir sind für das Volk da und mit dem Volk Gottes unterwegs”. Darin bestehe die “Synodalität im Sinne Jesu”.

Als Teilhabe im Sinne synodaler Orientierung verstand Kräutler auch die Teilhabe der Frau in der Kirche. “Und da ist es für mich sehr verwunderlich, warum unser Papst Franziskus gerade dieses Thema aus dem Synodenpro-gramm gestrichen und auf den St. Nimmerleinstag hinausgeschoben hat”, kritisierte der Bischof.

Nichts abgewinnen könne er dabei den Argumenten, die sich auf die Tradition berufen: “Es geht nicht darum, was vor zweitausend Jahren tatsächlich gegolten hat oder nicht, sondern es geht um eine Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit.” Warum im Nachsynodalen Schreiben zur Amazonas-Synode von 2019 die Zustimmung der Bischöfe für verheiratete Priester oder den weiblichen Diakonat “mit keiner Silbe” erwähnt geblieben sei, verstehe er nicht, Nachsatz: “Und das, obwohl es darum gehe, einen eucharistischen Notstand zu beheben”.

+ Grundlagendokument des Vatikans zur Vorbereitung für die zweite Synodenversammlung im Oktober 2024www.katholisch.at

Das kürzlich veröffentlichte Arbeitspapier für die Weltsynode bleibt den zahlreichen Eingaben aus der ganzen Welt treu und ist “theologisch viel besser aufgestellt als die bisherigen Dokumente im Prozess”. Zu diesem Urteil kommt die Linzer Pastoraltheologin Klara Csiszar, die im Oktober erneut als theologische Expertin an der Bischofssynode im Vatikan teilnehmen wird. In einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress (Montag) unterstreicht die Synodenexpertin die Bedeutung der Aussagen über Rechenschaft und Transparenz im neuen “Instrumentum laboris”. “Meiner Meinung nach stellen diese Passagen den eigentlichen Schlüssel zu einer gelingenden Synodalität dar”, analysiert Csiszar.

“Die Kultur von intransparenten, willkürlichen Entscheidungen in der Kirche, ohne Konsequenzen, muss ein Ende haben”, so die sowohl in Linz als auch im rumänischen Cluj-Napoca lehrende Theologin. Solange das nicht geschehe, käme Synodalität zu kurz und bleibe der willkürlichen Entscheidungen eines Bischofs ausgeliefert: “Beziehungen sind wichtig, Theologie ist wichtig, aber ohne entsprechende Bildungswege und Entscheidungsfindungsprozesse, das heißt starke Strukturen, die Willkür eingrenzen und Transparenz, Rechenschaft und Beteiligung verpflichtend einfordern, bliebe Synodalität als neue Kultur der Kirche in Sprung gehemmt.”

“Das mit Spannung erwartete Dokument enttäuscht nicht und hat in den ersten Tagen viele positive Rückmeldungen geerntet”, hält Csiszar grundsätzlich fest. Sie erinnert an das Grundanliegen dieser Bischofssynode: “Das Dokument will der Frage nachgehen, wie die Kirche immer mehr zu einer synodalen Kirche in der Mission wird.” Dabei scheue es sich nicht, “Problemfelder klar zu benennen, theologische, kirchenrechtliche Baustellen in einer Kirche anzusprechen, die einer synodal-missionarischen Kirche im Weg stehen und somit angepackt werden müssen”. Ziel sei die “Optimierung des Miteinanders in der Kirche auf die Mission hin, die Kalibrierung einer Kirche der Partizipation, der Dezentralisierung und der Transparenz, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind, aus der niemand ausgeschlossen wird, und in der Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt keinen Platz mehr hat”.
In der St. Pöltner Kirchenzeitung „Kirche Bunt“ konnte man auch darüber lesen. „Wir brauchen eine „offene Tür“ der Gemeinschaft, durch die die Menschen eintreten können, ohne sich bedroht oder verurteilt zu fühlen.“ Blickt man auf die Situation in der Diözesanleitung der Diözese, dann tun sich viele Fragezeichen auf.

+ gelesen:

Die Sommerausgabe von „Wir sind Kirche Österreich“ – www.kirchenreform.at – zum Thema „Gender & Religion“
Krankenseelsorge: Verschlossene Türen öffnen – im Bericht der österreichischen Bischöfe an die Weltsynode 2024 fordern sie, dass das Sakrament der Krankensalbung allen KrankenseelsorgerInnen für Kranke offenstehen sollte.
Buch von Regina Nagel und Hubertus Lübke (Hg.) „Machtmißbrauch im pastoralen Dienst“ – Erfahrungen von Gemeinde- und PastoralreferentInnen
Kirchenvolkskonferenz „Zukunft der Gemeinden – Gemeinden mit Zukunft“ – 9. November 2024, Johannesgasse 8, 1010 Wien
Pfingstsequenz weiblich – „Die die Tränen trocknen wird und uns in die Freiheit führt mächtig deinen Segen gib“ Annette Jantzen, www.gotteswort-weiblich.de

www.feinschwarz.net – hervorragende Artikel zum Nachdenken

+ Benefizabend für den soogut Markt Tulln – 3. August 2024, 17 Uhr – Pfarrhof Neuaigen bei Tulln mit „Liachtscheich“

Unterbrechungen

Im Alltag mittendrin
die Pause-Taste drücken.
Den Weg unterbrechen,
innehalten,
im Tun.

Den Blick heben
Bin ich (noch) richtig hier?
Habe ich mich verlaufen?
Wo geht es weiter?
Was ist mein Ziel? Wie komme ich dort hin?

Gleichzeitig dankbar sein,
für die Früchte
die man geerntet hat.
Für den Weg,
oft ungerade und schief.

Und dann:
neuen Schwung holen
und weitergehen.
Die Antriebskraft dieser Unterbrechung
im Gepäck.

Angela Eckerstorfer Bibelwerk Linz

Wir werden sie/euch weiterhin in regelmäßigen Abständen über die Neuigkeiten auf unserer Homepage informieren und ersuchen sie/euch uns mit konstruktiver Kritik zu unterstützen und somit ins Gespräch zu kommen. Nur so kann ein Newsletter auch ihren/deinen „Bedürfnissen“ entsprechen.

In dankbarer Verbundenheit sowie eine gesegnete Zeit und viel Erholung in den Ferien und im Urlaub. Erholen sie sich körperlich, geistig und seelisch gut.für das Team – Stefan Mayerhofer – https://aufaugenhoehe.synodal.atinfo@synodal.at