Beitrag der Frauenkommission der Diözese St. Pölten zum synodalen Weg

Die Frauenkommission der Diözese St.Pölten hat ihren Beitrag zum Synodalen Prozess auf Diözesanebene – er wurde vom Vorstand der Frauenkommission am 21.3.2022 beschlossen – aufgrund der Beschäftigung mit dem synodalen Prozess in der Vollversammlung der Frauenkommission am 24.1.2022 bestätigt.
“Laut unserem Statut dient die Frauenkommission „dem Ziel der Diözese St.Pölten, ein gleichberechtigtes Miteinander von Frauen und Männern im gesamten diözesanen Leben besser zu verwirklichen.“ Um diesem Ziel gerecht zu werden, leben wir in der Frauenkommission selbstverständlich Synodalität. Das bedeutet für uns unter anderem.: auf das Wirken der göttlichen Geistkraft unter uns zu vertrauen und zu achten; jedes Mitglied und unterschiedliche Ansichten und Zugänge wertzuschätzen; für Transparenz im Umgang miteinander und in allen Vorgängen in der Kommission zu sorgen; im Tun Wege zu suchen, auf denen alle mitkönnen und keine zurückgelassen wird; und zugleich mutig voranzuschreiten und dem Neuen zu trauen, das Gott mit uns vorhat. Wir erwarten dasselbe von allen anderen Mitgliedern der Kirche sowie allen
Gruppierungen und Gremien bis hin zu den Bischöfen und deren Versammlungen…… “

Wir sind überzeugt: „Das große Potenzial, das Gott der Kirche durch die vielfältigen Lebens- und Glaubenszugänge schenkt, kann sich erst dann voll entfalten, wenn alle Glieder der Kirche einander auf Augenhöhe begegnen und einander unbedingte Wertschätzung entgegenbringen. Es gilt, gemeinsam dafür zu sorgen, dass alle ihre Gaben einbringen können zum Wohl der Gemeinschaft sowie im Sinne ihrer Sendung. Dafür braucht es u.a. die bewusste Entscheidung dafür, das gleichberechtigte Miteinander in der Kirche zu fördern und die dafür nötigen Strukturen zu schaffen. In Bezug auf das Miteinander von Frauen und Männern gibt es in diesem Sinne nach wie vor viel Verbesserungsbedarf in der Kirche. Das verdunkelt immer noch die
befreiende Botschaft des Evangeliums.“ (aus der Präambel des Statuts) Im Folgenden sind jene Themen zusammengefasst, die in der Beratung zum Synodalen Prozess von den Mitgliedern der Frauenkommission genannt wurden als jene Punkte, die ihnen für die Weiterentwicklung unserer Kirche besonders wichtig erscheinen.
+ Unzählige Frauen leisten mit hohem Einsatz, großer Liebe zu Christus und mit viel Klugheit sehr gute Arbeit. Die allermeisten Pfarren und auch viele andere Teile der Kirche wären ohne das Engagement von Frauen nicht lebendig, nicht existent, nicht denkbar. Vielfach machen Frauen, die sich in der Kirche engagieren, dabei aber die Erfahrung, dass sie nicht ernstgenommen werden und nicht genügend Wertschätzung erfahren. Oft sind sie willkürlichem Verhalten von Pfarrern und anderen Priestern ausgesetzt und werden in ihrem Engagement
gebremst. Viele Frauen verabschieden sich auch deshalb aus den offiziellen kirchlichen Formen. Manche von ihnen bilden eine „Kirche neben der Kirche“, treffen sich z.B. zu Gebetsrunden abseits des Pfarrlebens, weil der Pfarrer mit ihnen nicht zusammenarbeiten möchte.
+ Viele Frauen sind es müde geworden, ihren Beitrag in die Kirche einzubringen, weil sich Frauen und Männer nun schon seit Jahrzehnten scheinbar vergeblich darum bemühen, ein wirklich gleichberechtigtes Miteinander in der Kirche zu verwirklichen, was bislang immer noch letztendlich am Ausschluss von Frauen aus dem Weiheamt und am Klerikalismus, der in der Kirche herrscht, scheitert.
+ Wir wünschen uns eine Kirche, in der wir das ins Zentrum stellen, was uns verbindet, und einander mit Achtsamkeit und Wertschätzung begegnen. Geliebt zu werden, macht uns stark. Als Frau in der Kirche geliebt und geachtet zu werden, lässt uns Stärke entwickeln. Wir wünschen uns eine Kirche, die den Mut hat, diese Stärke auszuhalten und zu fördern. Wir wollen unter die Menschen bringen, dass alle Getauften zu Großem berufen sind.
+ Wir wünschen uns eine Kirche, die niemanden aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung ausschließt und die gleichgeschlechtliche Paare Gottes Segen zuspricht.
+ Wir wünschen uns als Frauen nicht nur gehört, sondern auch verstanden zu werden. Das braucht Gesprächspartner, die bereit sind, sich selbstkritisch zu hinterfragen. Es braucht echte Begegnungen und ehrliche Bereitschaft dazu.
+ Wir sind überzeugt, dass der Kirche ihre Wertschätzung für Frauen nur dann als ernstgemeint geglaubt wird, wenn sie das auch strukturell umsetzt: Daher brauchen Frauen Zugang zu allen Machtpositionen. Der Weg zur Frauenordination und zur Überwindung des Klerikalismus braucht deshalb Priorität.
+ Wir würden Wertschätzung auch daran erkennen, dass Frauen, die hauptamtlich in der Kirche tätig sind, entsprechend ihren Qualifikationen gut entlohnt werden, sowie daran, dass die Bestellung von Frauen für die Hälfte der Führungspositionen auf jeder Hierarchieebene selbstverständlich wird.
+ Wir meinen, dass es unsere Kirche für eine gute Zukunft unbedingt braucht, dass sie Diakoninnen und Priesterinnen zulässt und Strukturen schafft, die zumindest dem entsprechen, was sich in der Gesellschaft bewährt: Gewaltenteilung, Wahlen und Beteiligung aller Betroffenen an den Entscheidungen (Landläufig nennt man das Demokratie).
+ Wir wünschen uns zugleich eine tiefgreifende Weiterentwicklung des Verständnisses von Amit in der Kirche. Es braucht eine tiefgreifende synodale Umkehr zu echtem Miteinander. Macht und Hierarchie sind daher kritisch zu thematisieren. Wir wünschen uns dabei den Mut uns ganz grundlegenden Fragen neu zu stellen; z.B.: Braucht die Kirche überhaupt Priester?
+ Wir empfehlen, an Leitungspositionen nur Menschen zu setzen, die ehrliches Interesse an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben und denen Mensch-Sein wichtiger ist als Macht und Hierarchie.
+ Wir empfehlen, dass in allen Diözesen ein Gleichstellungsplan erarbeitet wird, der regelt, wie das Ungleichgewicht von Frauen und Männern in Gremien und Positionen behoben wird. Wir empfehlen Gleichstellungsbeauftragte zu installieren, die das wirksam unterstützen können.
+ Wir sehen, dass derzeit theologisch ausgebildete Frauen, die im hauptamtliche pastoralen Dienst sind, mit einer doppelten Differenz zu kämpfen haben: Sie stehen als Frauen Männern gegenüber und als Laiinnen Klerikern. Beide Verhältnisse sind seit Jahrhunderten asymmetrisch angelegt. Das bremst und behindert Frauen wie letztlich auch Männer darin, ihre volle Kraft in ihrem pastoralen Dienst einzubringen. Wir wünschen uns daher eine Umkehr in der Kultur des Miteinander sowie Änderungen in der Kirchenstruktur.
+ Wir werden, soweit wir es vermögen, weiterhin Frauen darin bestärken, ihre Berufung zum gemeinsamen priesterlichen, königlichen und prophetischen Amt der Kirche zu leben und mit Begeisterung am Reich Gottes in dieser Welt zu arbeiten.